17. September 2025
Es ist ein historischer Schritt für den E-Sport in Deutschland: Ab dem 1. Januar 2026 sollen E-Sport-Vereine offiziell als gemeinnützig anerkannt werden. Damit endet ein jahrelanger Drahtseilakt, der die Vereinsarbeit bisher erschwert hat und eröffnet völlig neue Perspektiven für die Szene.
Von der Improvisation zur Struktur
Bisher lebte die Vereinsarbeit im E-Sport vor allem vom Engagement Ehrenamtlicher und viel Improvisation. Sobald es jedoch um die Finanzierung von Räumen, Trainerhonoraren oder größeren Projekten ging, waren die Grenzen schnell erreicht – sowohl rechtlich als auch finanziell. Mit der Anerkennung der Gemeinnützigkeit ändert sich das grundlegend: Vereine erhalten Zugang zu Steuervergünstigungen, öffentlichen Fördermitteln und können künftig als anerkannte Sportvereine auftreten.
Rückenwind für Nachwuchsarbeit
Besonders profitieren dürfte die Nachwuchsarbeit. Mit Fördergeldern lassen sich endlich Programme über das reine Training hinaus finanzieren:
- Workshops zu Medienkompetenz, Fairplay und Inklusion
- Förderung von Mädchen und jungen Frauen im E-Sport
- Projekte, die Kinder und Jugendliche stärker in den Vereinen verankern
So wird der E-Sport nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich breiter aufgestellt.
Kritik am ersten Entwurf – und die Wende
Der Weg bis zur Entscheidung war kein einfacher. Der erste Entwurf im „Steueränderungsgesetz 2025“ stieß auf heftige Kritik: Die Trennlinie zwischen Gaming und E-Sport war zu schwammig, ebenso fehlte es an klaren Regelungen im Umgang mit Betrugsfällen. In einer gemeinsamen Mitteilung mit dem eSport-Bund Deutschland (ESBD) und Landessportbund Nordrhein-Westfalen schrieb der game e.V., dass so mehr Probleme als Lösungen geschaffen würden.
Nur wenige Tage später kam die Kehrtwende: Nach Verhandlungen wurden kritische Passagen an die Realität der Vereine angepasst. Besonders wichtig: Die Formulierung zu Shootern wurde verändert. Statt eines pauschalen Ausschlusses heißt es nun: „Spiele ohne USK-Kennzeichnung sowie Games mit gewaltverherrlichenden Inhalten sind nicht vereinbar mit dem Grundsatz der Förderung der Allgemeinheit.“ Damit sind beliebte Titel wie Valorant oder Counter-Strike, die eine USK-Freigabe besitzen, nicht mehr ausgeschlossen.
Deutschland im internationalen Vergleich
Im internationalen Vergleich war Deutschland lange Nachzügler. Während Länder wie Südkorea, China oder Großbritannien schon früh massiv in den E-Sport investierten, tat sich hierzulande wenig. Mit der nun beschlossenen Gemeinnützigkeit schließt Deutschland eine entscheidende Lücke – spät, aber noch rechtzeitig, um mit Blick auf die Olympic Esports Games 2027 wieder eine Rolle auf der Weltbühne zu spielen.
Letzte Hürde: Bundestag
Noch ist die Entscheidung nicht endgültig. Der Gesetzesentwurf muss das parlamentarische Verfahren durchlaufen. Sollte alles planmäßig verlaufen, können ab 1. Januar 2026 E-Sport-Vereine in ganz Deutschland auf die gleichen rechtlichen Grundlagen bauen wie klassische Sportvereine, ein Wendepunkt, der die Szene nachhaltig verändern dürfte.